Terrazzo ist ein alter Fussbodenbelag, den es bereits bei den Sumerern vor 5000 Jahren und bei den Römern vor 2000 Jahren gab. Die Römer zerschlugen Reste die bei der Errichtung von Gebäuden anfielen zu feinem Granulat, was dann mit Puzzolan (eine hydraulisch abbindende Vulkanasche) unter Zugabe von Wasser gemischt, aufgetragen wurde und nach dem Aushärten zu einem festen Bodenbelag wurde.
So findet man im römischen Terrazzo nicht nur Marmorsteinchen, sondern auch Reste von Tonkrügen und auch Ziegeln. So betrachtet ist Terrazzo sicher als eines der ersten Recyclingprodukte zu bezeichnen. Mit dem Untergang des römischen Reiches gingen auch die Kenntnisse über Puzzolan und damit auch über Terrazzo verloren. Erst im 16. Jahrhundert begann man wieder Terrazzo mit Kalk als Bindemittel herzustellen. Dieser später als venezianischer Terrazzo bekannt gewordene Bodenbelag ist in vielen Palästen und Wohnhäusern Venedigs zu finden.
Seine Blütezeit hatte der Terrazzo in der Gründerzeit. Mit Erfindung des Zementes (1824 wurde das Patent für Portlandzement an den Engländer Joseph Aspdin vergeben) war es nun viel schneller möglich solche Bodenbeläge herzustellen. In den Städten begann reges Bauen und die damals entstandenen Stadtvillen zieren noch heute das Straßenbild. Hier fand der Terrazzo Anwendung auf Podesten in Treppenhäusern. Aber auch in den Küchen, Bädern oder Loggien hat man die Böden mit Terrazzo versehen. Während man den Terrazzo in Fluren reichlich mit Friesen, Ornamenten und Eckornamenten versehen hat, ist er in den übrigen Räumen fast ausnahmslos schlicht gestaltet. Gleichzeitig wurden aber auch viele Fachwerkhäuser von Bauernhöfen mit Terrazzo-Belägen versehen. Der Terrazzo war also auch außerhalb der Städte begehrt. In diesen Häusern wurde er ebenfalls gerne in Dielen, Küchen und Bädern eingebaut.
Terrazzo hat seinen Ursprung in Italien und so kamen zur Gründerzeit viele Italienische Handwerker samt Familie nach Deutschland und hinterließen diese wunderschönen, pflegeleichten und dauerhaften Fußböden. Man muss dazu wissen, dass viele Italiener zu uns kamen um Essen und Unterkunft für ihre Familien sicher zu stellen. In Italien herrschte damals große Arbeitslosigkeit und mit dem Erstellen von Terrazzo-Belägen konnten sie das Überleben ihrer Familien sicherstellen. Viele Familien sind dauerhaft in Deutschland verblieben. Ein Italiener, der heute noch im Terrazzohandwerk tätig ist sagte mir mal:
„Wenn Du wissen möchtest, wo denn die Familien geblieben sind, die ursprünglich hier Terrazzoarbeiten ausgeführt haben, dann geh in eine Eisdiele oder in einen Pizza-Laden und frag dort, was denn deren Vater oder Großvater hier in Deutschland gemacht hat. Du wirst dann meistens zu hören bekommen, dass er damals hier als Terrazzoverleger tätig war.“
Mit der Möglichkeit der industriellen Herstellung von Betonwerkstein (Terrazzofliesen) hat Ende der 60er Jahre die Bedeutung des Terrazzo abgenommen. Dieser Bodenbelag hat, da er nicht fugenlos ist, nichts mit dem Terrazzo gemein. Während ein Ortterrazzo, so die Bezeichnung von Fachleuten, vor Ort gegossen, geschliffen, gespachtelt, feingeschliffen und poliert wird, verlegt man Betonwerkstein wie Fliesen in ein Mörtelbett oder verklebt sie. Dennoch hat nach der Jahrhundertwende die Bedeutung von Terrazzo wieder zugenommen. Viele Junge Menschen, die in ihren Elternhäusern auf Terrazzo-Belägen groß geworden sind, hegen den Wunsch diesen auch in ihre Neubauten mit einbauen zu lassen. Dazu kommt, dass ebenso die Nachfrage nach der Restaurierung und Aufarbeitung alter Beläge stetig steigend ist. Auf diese Weise werden manche bereits heute über 100 Jahre alten Beläge für weitere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gerüstet.
Nicht unerwähnt möchte ich alte, meist handgefertigte Fliesenbeläge aus Terrazzo lassen. Anders als Betonfliesen lassen sich diese aufarbeiten, da die Vorsatzschicht in der Regel dick genug ist, um nicht durch das Schleifen zerstört zu werden. Allerdings macht es Sinn, diese mit kleinen Handschleifmaschinen zu schleifen, damit nicht zu viel der Terrazzosubstanz verloren geht, denn die Ebenheit alter Terrazzofliesenbeläge lässt manchmal sehr zu wünschen übrig. Auch hierbei handelt es sich eindeutig um Antiquitäten die unbedingt erhaltenswert sind.